Mittelstand in Eilenburg, Fachkräfte, Ortsteile und Kooperationen mit Schulen, ein Abend im Bürgerhaus

Mittelstand in Eilenburg, Fachkräfte, Ortsteile und Kooperationen mit Schulen – zur letzten Veranstaltung des Tourismus- und Gewerbevereins Eilenburg e. V. kamen am 12. Dezember 2019 über 20 Teilnehmer in den kleinen Saal des Bürgerhauses der Stadt. Zentral war das Thema Mittelstand, die Standortfaktoren, die dem Mittelstand förderlich oder hinderlich sind und besonders auch die Fachkräftesituation in der Region Eilenburg. Oberbürgermeister Ralf Scheler eröffnete die Runde, Sven Lehmann, Unternehmens- und Personalberater, sprach in seinem Impuls von der Notwendigkeit die Potenziale der Region ins passende Licht zu rücken und Antje Hermenau ging in ihrem Vortrag auf die Rolle des Mittelstandes in der Wirtschaft ganz generell ein.

Der Abend wurde in Kooperation mit dem BVMW Sachsen e. V., dem BKS e. V. und dem #TGVeb auf Initiative von unserem Mitglied Autohaus Damm organisiert. An die Impulsvorträge schloss sich eine Workshoprunde an; zwei Gruppen teilten sich die Themen Fachkräfte in Eilenburg und Kooperation mit Schulen sowie alle weiteren Standortfaktoren von Eilenburg, seinen Stadt- und Ortsteilen sowie den angrenzenden Regionen.

Hier ein Überblick über die Themen, die an dem Abend diskutiert wurden:

Anforderungen an Unternehmer

      • ein Vorstellungsvortrag pro Schule pro Jahr sollte zumindest für Unternehmen auf Mitarbeitersuche drin sein
      • die Unternehmer sollten einen persönlichen Kontakt zur Schulen haben (können): das bestehende Modellprojekt soll getestet und auf andere Schulen ausgedehnt werden.
      • Der Berufswahlpaß kostet 5 € pro Schüler pro Jahr. Wenn der gesponsert werden würde durch den Gewerbeverein, wäre er mehr Schülern zugänglich.
      • Der #TGVeb könnte als Schnittstelle für die Schulen und die KMU dienen.

Anforderungen an Schulen

      • Was wollen die Schüler? Können die sich vorstellen, in welchen Berufen Tätigkeiten, die sie gerne ausüben wollen, gelehrt und angewendet werden? Haben die ein klares Bild über die Inhalte von Ausbildungsberufen? Was erwarten sie von bestimmten Branchen und Berufen? Kann man hier einen Fragebogen durch die Klassen laufen lassen, um einen generellen Überblick zu gewinnen?
      • Spätestens ab Klasse 7, besser noch ab Klasse 5, sollten die Schüler gezielt angesprochen werden. Dabei sind außer Einzelgesprächen auch bestehende Formate wie girls – day, boys – day und Schau – rein stärker zu nutzen. Es sollen aber auch eine Praktikumsbörse aufgebaut und ein Leitfaden für Minipraktika (z.B. eine Woche) für die Unternehmer erstellt werden, damit die wissen, was sie in dem Praktikum den Praktikanten zeigen sollen.
      • Die Unternehmer haben keine Zeit, sich lange mit der Vor- und Nachbereitung zu befassen. Ein Leitfaden würde als Hilfe empfunden. Eine hohe Individualisierung der Ansprache scheint sinnvoll. Vielleicht kann man das an den Ausbildungsmodulen im Lehrberuf orientieren und die Kammern bei der Erstellung einbinden bzw. sie damit beauftragen.

Anforderungen an Verwaltung

      • Erfassung aller Firmen und deren Bedarf – unkompliziert, über die Verwaltung, die diese Informationen ja hat, nur nicht systematisiert in einer Übersicht.
      • Datenschutzfragen müssen geklärt werden. Manpower muss finanziert werden.
      • Das Ergebnis soll eine Suchmaske sein, in die man seinen gewünschten Beruf oder seine gewünschte Tätigkeit eingibt und regional findet, was es gibt und wer sucht.
      • Das gilt nicht nur für Lehrlinge, sondern auch für Zuziehende.
      • Umzugswillige nach Eilenburg sollen diesen Katalog (Suchmaske) auch nutzen können, um die vor Ort für sich und den Lebenspartner einen Job zu finden. Das motiviert zum Umzug. Zuzug ist im Interesse der Stadt.

Anforderungen an die Landes-/Bundespolitik

      • Kommunalfinanzen eher als Pauschalen denn zweckgebunden ausreichen, um mehr Subsidiarität vor Ort zu ermöglichen. Mehr Bürgerentscheide durchführen.
      • Regelung der Migration und Integration in kommunale Hände geben inklusive Zuzugsstop bei Problemlagen. Die Kommune entscheidet, wann jemand integriert ist (Schweizer Modell). Hierbei spielen berufliche Qualifikationen in Mangelberufen eine tragende Rolle. Diese Qualifikationen bringt man mit oder erwirbt sie engagiert.

IMAGE von Eilenburg und seinen Ortsteilen

      • nach innen bei der eigenen Bevölkerung, nach außen beim Einwerbern neuer Bewohner: entscheidend ist es, vom „ist ja nicht alles schlecht hier“ zum „hier kann man richtig gut leben“ zu kommen (Mentalitätswandel)

VERWALTUNG

      • Verwaltung sollte noch stärker als Dienstleister auftreten
      • Feuerwehr: Struktur optimieren (lokales Problem)
      • Infrastruktur – kurze Wege überzeugen Verbraucher, Eltern und Kunden: Verkehrsnetze verdichten, Dienstleistungssektor verbessern
        Sicherheit gewährleisten

KOMMUNIKATIONSFAKTOREN

      • mehr Kommunikation für mehr Miteinander
      • Kultur und Tradition
      • Kräfte von Handwerk und lokaler Politik bündeln: die Sesshaften müssen zusammen arbeiten
      • Vereine fördern, Identität und Gemeinschaft stiften
      • Demografie findet statt, soll auch erörtert werden. Sie bedeutet aber nicht, dass die Produktivität der Stadt zurück gehen muss. Eine stärkere Kooperation und Zuwanderung kann die Probleme ausgleichen.

Weitere Herausforderungen wurden in folgenden Punkten gesehen:

      • demografische Entwicklung bei Unternehmer*innen
      • wenig ausgeprägte strategische Ausrichtung oder „Denke“
      • Fach-, Arbeits- und Führungskräftemangel
      • geringeres Lohnniveau, Sauberkeit
      • ÖPNV-Bindung ist gut, aber was ist, wenn man mit der S-Bahn nicht (mehr) mit kommt?
      • typische Gesprächssituation in Leipzig:
        • Wo kommen Sie her?
        • Aus Eilenburg.
        • Ach dann kommen Sie vom Land!
      • hier fehlt die Wahrnehmung als Mittelzentrum

dem gegenüber wurden auch Lichtblicke erkannt:

      • Bewusstsein für kleine Strukturen (Unternehmen) entwickeln
      • darüber sinnvoll, aber ausführlich berichten, Unternehmer*innen von kleinen Firmen auf Augenhöhe begegnen
      • Marketingkooperationen mit ähnlichen Mittelzentren
      • Markenpositionierung im Bereich „Mittelzentrum“
      • eine nach außen wirkende Wohnstandortkampagne
      • einen gut funktionierenden Tourismus- und Gewerbeverein Eilenburg e. V. (#TGVeb)

Der Abend war der Auftakt für eine Reihe von Aktivitäten des #TGVeb im neuen Jahr. Neben den Erkenntnissen und Informationen war eine grundlegende Sache deutlich herausgearbeitet, es braucht mehr solche Plattformen, bei denen sich Unternehmer*innen, Bürger und die Politik ohne geistige Schranken austauschen können.

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