Der Nikolaustag in Grimma bringt nicht nur die üblichen Überraschungen, unser Muldecities-Netzwerkpartner Internationale Johann-Gottfried-Seume-Gesellschaft „ARETHUSA“ e. V. lädt zur 13. Seume-Literaturpreis-Verleihung in die Muldestadt ein. Der Samstag beginnt am Vormittag mit der Vortragsveranstaltung „Spaziergang nach Syrakus“, um 17.00 Uhr startet die Preisverleihung – Jan Röhnert erhält den 13. Seume-Literaturpreis für „Wildnisarbeit. Schreiben, Tun und Nature Writing“ .
Die Jurorinnen des Seume-Literaturpreises Bettina Baltschev, Autorin und Geschäftsführerin des Sächsischen Literaturrates und Petra Cagalj Sejdi, Germanistin und Kulturvermittlerin aus Leipzig
sowie der Juror Lutz Simmler (1. Vorsitzender der Seume-Gesellschaft „ARETHUSA“) haben sich für das Werk von Jan Röhnert entschieden, weil sie zahlreiche Bezüge zwischen dem gesellschaftskritischen Ansatz Johann Gottfried Seumes und dem essayistischen Werk von Jan Röhnert erkannt haben. Ausgezeichnet wird mit „Wildnisarbeit“ ein literarisches Sachbuch, dessen
Titel sehr treffend die Vorgehensweise des Autors beschreibt. Das sowohl inhaltlich als formal beeindruckende Buch nimmt uns, seine Leserinnen und Leser, auf eine Reise der Erkenntnis und
Aufklärung mit. Mit ihm tauchen wir tief in Lebensschichten ein, die uns umgeben und tragen.

Kultur, Landschaft und Natur werden auf besondere Weise betrachtet, beschrieben und gewürdigt.Der Autor geht, denkt nach, reflektiert, ordnet ein und folgt seiner Berufung, Erkenntnisse aus der
Bewegung und dem Unterwegssein zu gewinnen. Er bleibt dabei in der mitteldeutschen Region, aus der er auch kommt und bewegt sich sprichwörtlich vor der eigenen Haustür. Dazu gehören für
ihn unter anderem die Leipziger Brachen, über die er notiert: „Brachen sind eine Tatsache, eine Wirklichkeit, der ich schreibend noch einmal Namen und Form gebe.“ Dazu gehört aber auch der
Archipel Höhbeck, eine Landschaft zwischen vier Bundesländern, ein Niemandsland in Elbnähe.
Hier erfahren wir in „Wildnisarbeit“ von seinen Begegnungen mit den Menschen dort und deren Engagement für Landschaft und Natur. Dabei formuliert Jan Röhnert eine ihn prägende Erkenntnis: „Vielleicht sind Landschaftsschreiber wie Landschaftspfleger aber auch merkwürdige , die neuartige Spezies einer Zukunft, die sich der ihr übertragenen Erde voll Staunen und Ehrfurcht annimmt -…“ Und schließlich führt uns Jan Röhnert zu den ostthüringischen Steinbruchwiesen, lässt uns an deren Geschichten und Geschichte teilhaben, „…im Sichaneignen, Kultivieren, Bewirtschaften eines Stücks Erde ist … das Wilde zu entdecken, welches sich jeder Ordnung und Regel entzieht…“ Jan Röhnert beschreibt klug, poetisch und kenntnisreich das Besondere im Gewöhnlichen. Mit „Wildnisarbeit“ beweist er, dass sich das Genre Nature Writing längst nicht im Beschreiben erschöpft. Indem er Mensch und Natur permanent in Verhältnis setzt, sowohl kulturhistorische als auch literarische Brücken baut, lädt Jan Röhnert uns ein, unseren Blick für all das zu öffnen, was nur scheinbar unscheinbar ist.
Der Dichter, Schriftsteller und Essayist Jan Röhnert wurde 1976 in Gera geboren. Heute lebt er in Leipzig und ist Professor für Literaturwissenschaften an der Technischen Universität
Braunschweig. Zu seinem lyrischen Werk gehören unter anderem der 2003 mit dem Lyrikdebütpreis des Literarischen Colloquiums Berlin ausgezeichnete Band „Burgruinenblues“ sowie zuletzt „Breughels Affen“ (2019) und „Erdtagzeit“ (2023). Aus dem Prosawerk seien „Vom Gehen im Karst“ (2021) und „Karstwärts“ (2024) erwähnt.
Das von der Stiftung der Sparkasse Muldental bereitgestellte Preisgeld beträgt 3.000 Euro. Jan Röhnert wird der Preis am 6. Dezember um 17 Uhr in einer Festveranstaltung im Gymnasium St. Augustin in Grimma verliehen. Alle Freunde der Literatur sind herzlich zu dieser Veranstaltung eingeladen.
Lutz Simmler, 1. Vorsitzender Int. J.-G.-Seume-Gesellschaft „ARETHUSA“ e. V.
0163 3796903
lutz.simmler@seumeverein-arethusa.de
www.seumegesellschaft-arethusa.de
