Eröffnung Kleinstadtlabor KUNSTwoche Eilenburg und Kunstausstellung „Leidenschaften“ in St. Nikolai

Die KUNSTwoche Eilenburg ist erfolgreich gestartet. Hier ein kleiner Einblick in den höchst offiziellen Akt.

Die Gäste zur Eröffnung fanden unter anderem aus Magdeburg, Leipzig, Bitterfeld oder Dresden zur zentralen Eröffnungsfeier in St. Nikolai. In das folgende Programm hat Teresa Förtsch von der Evangelische Kirchengemeinde Martin Rinckart Eilenburg eingeleitet.

Programm zur Eröffnung des Kleinstadtlabors KUNSTwoche Eilenburg und der Kunstausstellung „Leidenschaften“ in St. Nikolai

Alle Termine und Aktionen zur KUNSTwoche Eilenburg.

Die Rede des Ideengebers und Projektleiters des Kleinstadtlabors KUNSTwoche Eilenburg und Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit im #TGVeb, Sven Lehmann, liegt in Textform vor:

Sehr geehrter Herr Staatsminister Gemkow, lieber Oberbürgermeister Scheler, liebe Gäste, liebe Kunstbegeisterte und alle hier im Raum! Herzlich Willkommen zur Eröffnung der KUNSTwoche Eilenburg und ein ebenso herzliches Willkommen zur Vernissage der Ausstellung „Leidenschaften“ hier in St. Nikolai!

KUNSTwoche, so ging es los

Als ich am 15. Juli 2022 beim simul+Mitmachfonds meine Projektidee für den Verein eingereicht habe, hatte ich nur eine vage Vorstellung davon, dass es toll wäre, wenn Eilenburg ein Kreativnetzwerk hätte und dieses eine Kunstwoche in der Stadt veranstalten würde. Ich gestehe, nur wenige wussten von meiner Idee bis zu dem Tag der Pressekonferenz Ende September, an dem die Preisträger des letzten Jahres verkündet wurden.

Die Freude war wirklich groß, als feststand, dass die Projektidee des Tourismus- und Gewerbevereins Eilenburg e. V. in der höchstmöglichen Kategorie für Vereine gewonnen hatte.

Im Januar diesen Jahres traf sich bei einem Stammtisch des Vereins das Kreativnetzwerk zum ersten Mal und heute ist eine KUNSTwoche in der Weltkleinstadt eröffnet, die mit über 30 Aktionen und Terminen Kunst kleinstädtischer Urbanität in Eilenburg präsent erlebbar macht.

Hinter diesen über dreißig Terminen, die jeder im Kalender unter kunstwoche-eilenburg.de nachschauen kann, stehen weit über 40 aktive und auch noch mal zahlreiche ehrenamtliche Menschen der Stadt und der Region, die es möglich machen, dass wir heute aus diesem Anlass hier versammelt sind. Herzlichen und lieben Dank dafür!

Ein großer Dank geht auch an die Sponsoren und Unterstützer, die entweder finanziell oder mit ihrer Leistungskraft sowohl das Kreativnetzwerk oder die KUNSTwoche direkt unterstützten.

Sie finden sie auf der Rückseite vom Programm, in den Videos zu KUNSTwoche und in zahlreichen weiteren Medien. Ich und ganz sicher auch alle Akteure des Kreativnetzwerks bedanken sich bei folgenden Sponsoren namentlich:

Es hat einen guten Grund, warum ich den tollen Hocker heute hier mithabe, denn dieses Unternehmen hat bereits jetzt schon vertraglich zugesichert, die nächste KUNSTwoche in Eilenburg zu unterstützen!

Nun zu den Leidenschaften

Der in der Nähe von Bitterfeld geborene Philipp von Zesen, soll das Wort Leidenschaft ins Deutsche eingeführt haben. Das ist ca. 400 Jahre her. Als ob eine nicht schon genug wäre, trägt unsere Kunstausstellung den Titel „Leidenschaften“. Liz Taylors ließ angeblich ihre Leidenschaften ihr Leben bestimmen und wer schon einmal leidenschaftlich verliebt war, der kennt möglicherweise diese gewaltige innere Kraft, die danach drängt sich auszudrücken.

François Cheng, der in wenigen Tagen 94 Jahre alt wird, hat dafür die folgenden passenden Worte gefunden:

„Es ist, als ob das Universum, wenn es sich denkt, auf den Menschen wartet, um ausgedrückt zu werden.“

François Cheng, Fünf Meditationen über die Schönheit, C.H.Beck oHG, München, 2017, 2. Auflage, Seite 96

Welches Material oder Medium der Mensch zum Ausdruck seiner Leidenschaften wählt und mit welcher Technik er sie bearbeitet, ist universeller Ausdruck seines Wesens.
Hier im Raum kommen die Leidenschaften über Malerei, das Arbeiten mit Filz und Speckstein, die Auseinandersetzung mit Ton und das Schreiben oder Malen mit Licht zum Ausdruck.

Malerei, Filzkunst und Speckstein

Der chinesischen Maler Shitao drückte das im 17. Jahrhundert so aus:

„Mittels des einzigen Pinselstriches vermag der Mensch eine unermesslich große Wesenheit im Kleinen wiederzugeben, ohne das Geringste davon zu verlieren.“

Shitao

Die mexikanische Malerin Frida Kahlo arbeitete nach dem Motto:

“Ich male niemals Träume oder Alpträume. Ich male meine eigene Wirklichkeit.”

Frida Kahlo

Für Susann Grützner ist Leidenschaft die Begeisterung, Farbe auf die Leinwand zu werfen, Emotionen auszudrücken und so die Gestaltungskraft aus ihrem Inneren fließen zu lassen.

In der Ausstellung zeigt die Künstlerin, eine Auswahl von ihren Werken, die sich besonders durch Lebendigkeit, Farbenvielfalt, Tiefe und eine dynamischen Maltechnik auszeichnen. Die Specksteinarbeiten stellen ein spannungsreiches Regulativ zu ihrer Malerei her.

Die Malerin und Filzkünstlerin Martina Hopf präsentiert aktuelle Acrylbilder und farbstarke Filzobjekte.

Ihre abstrakten Bilder lassen dem Betrachter viel Interpretationsspielraum, ihre Kompositionen entwickeln in den Form- und Farbklängen eine eigene Sprache.

Keramik

Nun – die Wirklichkeit von Keramik endet heute nicht selten im Geschirrspüler. Zumindest bin ich bei meiner Recherche zu Keramik und Kunst, eben auf dieses, zugegeben doch recht tolle, Gerät als Ursache für den Untergang der Töpfereien gestoßen. Umso bemerkenswerter, dass wir in Eilenburg noch eine Töpferei haben!

Karsten Budras von der AWO-Werkstatt, und ich bin überzeugt er spricht auch für seinen früheren Kollegen Jürgen Zich, beschreibt die Motivation der Töpferei im Video so:

„Wir freuen uns auf die KUNSTwoche in Eilenburg, unsere Gebrauchskeramik und andere Sachen vor- und auszustellen.“

Karsten Budras

Die anderen Sachen stehen heute im Zentrum, sowohl hier bei der Ausstellung „Leidenschaften“ als auch bei den Stücken in den Schaufenstern von Mein Fischer oder im Museum.

Das Besondere an diesen Kunstwerken – ihren Entstehungsprozess begleiten eine ganze Reihe von Künstlern.

Fotografie

Einige, die sich schon länger mit Fotografie beschäftigen, meinen, durch das Auslösen an der Kamera würde ein Riss in der Zeit entstehen.

Und in der Tat, egal wie lange die Belichtungszeit ist, wenn sie endet, entsteht eine Art Zeitkapsel in diesem Bild.

Meine Leidenschaft, die mich zum Fotografien antreibt, habe ich vor einiger Zeit so in Worte gefasst:

„Wer einmal die Verbindung zwischen Motiv, Kopf und Kamera erlebt hat, spürt im Auslösen den Ausdruck des Zeitrisses, der später im Foto sichtbar wird.

ebsota

Zu seinen eigenen Werken etwas zu sagen, hat immer eine gewisse Herausforderung, ich borge mir daher einen Gedanken von Susan Sontag:

„Natürlich sind Fotografien Kunstprodukte. Aber in einer von fotografischen Relikten übersäten Welt haben sie offenbar auch als Fundobjekte ihren Reiz, als zufällige Ausschnitte der Welt.“

Susan Sontag

Das Zitat stammt übrigens aus den 1970ger Jahren. Relikte und zufällige Ausschnitte, das umschreibt meine Fotografie recht gut.

Zum Schluss noch einmal der ganz großen Blick.

Eines – ist auf jeden Fall ab heute sicher:

Wann immer es zukünftig heißt, dass ist KUNST, kommt man an Eilenburg nicht mehr vorbei!

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche eine inspirierende Woche, mit schönen Momenten und Freude am Erleben der Kunst in einer Kleinstadt.

Alle Termine und Aktionen zur KUNSTwoche Eilenburg.

Eröffnung der KUNSTwoche Eilenburg und der Kunstausstellung „Leidenschaften“ in St. Nikolai Foto: David Cosz