Mobilfunkkonzept – Thema 5G

von Antje Gredig
Zur gesunden Umwelt gehört neben der Vermeidung von Lärm- und Lichtverschmutzung auch die Reduzierung von Strahlungseinflüssen dazu. Das hierzulande installierte 5G-Netz hat Alternativen. Kommunen und Gemeinden sind nicht nur in der Versorgungspflicht, sondern auch in der Vorsorgepflicht für ihre Bevölkerung, Kommunen können darüber bestimmen wo welche Art von Mobilfunkinfrastruktur gebaut werden darf und wo nicht!

Der neue §7a der 26, BimSchV (Bundesimmisionsschutzverordnung) sichert den Kommunen die Mitwirkung an der Standortwahl zu. Wirtschaftliche Interessen sollten aus Sicht des gesunden Menschenverstandes im Stellenwert nicht über der Vorsorge/Fürsorge für die Gesundheit stehen, sondern mindestens den gleichen Stellenwert haben. Das Ziel sollte die Erstellung eines Mobilfunk-Konzeptes für die Gemeinde sein.

Es gibt ausreichend und viele Studien, die Bedenken bzgl. der gesundheitsschädlichen Wirkung bestätigen Im Januar 2018 erschien der bisher größte Studienüberblick (Review) von Isabel Wilke (1) mit einer Auswertung von 100 Studien. Sie dokumentiert schädigende Wirkungen auf EEG- und Gehirnfunktionen, auf Fruchtbarkeit, Spermien- und Embryoschädigungen die DNA, die Krebsentwicklung, das Herz, die Schilddrüse, auf Leber und Zellwachstum. Die Problematik der Immission HF-EMF (hochfrequente elektromagnetische Felder) ist als schädliche Umwelteinwirkung einzustufen, findet aber in der BImSchG kaum Beachtung. Studien dazu auf dem „EMF-Portal“ der RWTH Aachen (2) Die Grenzwerte beziehen sich ausschließlich auf die thermische Wirkung.

Besonders die Tierwelt bekommt die negativen Wirkungen zu spüren, viele orientieren und tauschen sich über einen magnetischen Sinn aus. Die Überlagerung durch die HF-EMF ist dieser „Sendebetrieb“ so empfindlich gestört, dass es nicht mehr zu übersehen ist. Stichwort: Bienensterben (3) Was dies für uns Menschen bedeutet, ist tiefgreifend. Und nicht nur Bienen, auch Algen, Bakterien, Würmer, Insekten, Vögel, Fische und einige Säugetiere nutzen natürliche magnetische Felder. Die stille Zerstörung dieser Kleinstlebewesen wird uns Menschen zutiefst beeinflussen. Auffällig in diesem Jahr- es gab so gut wie keine Wespen. Da dies nicht unsere Lieblingsfreunde sind, ist es wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, weil sie nicht genervt haben. Aus Naturschutzsicht sehr bedenklich.

Mobilfunktechnologie basiert auf gepulster Mikrowellenstrahlung. Die Einführung geschah trotz Wissen um die schädlichen Emissionen (im Anhang einige Studienquellen). Es gibt nur Grenzwerte bzgl. der thermischen Wirkung, diese berücksichtigen nicht die schädigenden nichtthermischen Effekte von Mikrowellen. Die WHO stuft die EMF als möglicherweise Krebs erregend ein.

Der Berliner Charite Prof. Hecht: „Es ist bewiesen, dass die sogenannte nichtionisierende Strahlung den gleichen Effekt auslösen können, wie er bei der stochastischen ionisierenden Strahlung mit Spätwirkungen nachgewiesen wurde. Mobilfunkwellen sollten rechtlich generell genauso wie schwache radioaktive Strahlung behandelt werden.“

Im Sinne der Entwicklung eines naturnahen touristischen Anziehungs- und Ruhepunktes und einem lebensfreundlichen und nachhaltigen Wohnort lohnt die Auseinandersetzung mit dem Thema Mobilfunk.

Was wollen wir unserer Nachwelt hinterlassen???

Belange wie Lärm und schädliche Ausstoße (chemisch) etc. als Noxen, werden regulär auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft. Niederfrequente elektromagnetische Felder (NV-EMF) und HF-EMF zählen ebenfalls zu Noxen und sollten ebenfalls auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft werden und verantwortungsvoll eingesetzt werden.

Immisionsschutz ist städtebauliche Aufgabe, 26. BImSchV § 7a sichert Kommunen die Mitwirkung an der Standortwahl zu.

Je früher sich eine Gemeinde kümmert, desto höher sind die Erfolgsaussichten, Mobilfunk ist keine Universaldienstleistung, jede Wohnung hat Alternativen mit kabelgebundenen Internetzugang.

      • Verwaltung und Gemeinderäte sollten technisch auf Augenhöhe mit den Betreibern von Mobilfunkanlagen sein, dies gelingt am besten durch unabhängige Gutachterbüros
      • Dialog- und Planungsverfahren umfasst auch genehmigungsfreie Anlagen, so dass ein umfassendes Mitspracherecht besteht
      • im Rahmen des Dialogverfahren sollten das Versorgungsziel der Stadt hinterfragt und geprüft werden
      • es ist zu unterscheiden zwischen einer angemessenen Versorgung und einer maximalen Versorgung

Dem viel genutzten Argument der wirtschaftliche Notwendigkeit stehen folgende Werte gegenüber:

      • 80 % des genutzten Datenvolumens wird von den Nutzern indoor abgefragt
      • von diesem genutzten Datenvolumen dienen 80 % dem Entertainment
      • es stellt sich die Frage welche Rolle dies für einen Wirtschaftsstandort spielt

Mobilfunk durchdringt jedes Haus, Tag und Nacht und das ungefragt, das Bundesforschungsministerium meint dazu:…“sittenwidriger Eingriff in die Privatsphäre des Menschen“

Das Umweltbundesamt kritisiert die Mobilfunk-Ausbaupraxis mit dem in Europa geltenden Vorsorgeparadigma unvereinbar. Alter Ansatz: wenige große Sendeanlagen= viel Übertragungskapazität
nicht mehr zukunftsfähig.

Den explodierenden Datenverkehr nutzen Mobilfunkbetreiber um zusätzlich zu den Makrozellen tausende Kleinzellen zu installieren, so montiert, dass sie in die Wohnungen hinein strahlen (eine Montage, ohne dass in Häuser gestrahlt wird, ist problemlos möglich), der zusätzliche Ausbau führt zu einer höheren Belastung als vorher.

Das es geht auch anders geht zeigt das Beispiel der Modellstadt St. Gallen, 2014 in Betrieb gegangen, strahlungsarmer Mobilfunk, mit dem Ergebnis: weniger Strahlung – mehr Daten.

Instrumente

Ein Netz für alle Nutzer (das was in allen anderen Netzen (Wasser, Abwasser, Gas, Telefon, Fernsehen) Standard ist (keiner würde auf die Idee kommen, für jeden Anbieter neue extra Leitungen zu verlegen!), sollte auch hier Anwendung finden. Es ist problemlos möglich, dass die Mobilfunkbetreiber alle die gleiche Anlage nutzen, statt alle parallel und nebeneinander zu funken und zu senden. Genannt: Roaming).

      • Indoor- und Outdoor- Versorgung funktionieren getrennt voneinander
      • Kleinzellen-Netz (Femto- und Pico-Anlagen), Belastungssenkung um Faktor 10-100, die Funkstrecke ist so kurz wie möglich, Montage so, dass nicht in die Häuser gestrahlt wird
      • wer Mobilfunk außerhalb der Verkabelung wünscht, kann sich selbst eine Femtozelle im Haus installieren
      • Schule, Kindereinrichtungen und Krankenhäuser, Altenheime haben ihre Endgeräte strahlenreduziert und sind WLAN-frei oder nutzen VLC-Technik
      • Router-Points werden gegenüber Gebäuden abgeschirmt
      • Indoor-Versorgung über Glasfaser verkabelt

Es entsteht ein 3-facher Fortschritt

      • Funkzellen haben eine geringere Leistung und eine geringere Strahlenbelastung
      • Wohnung ist von außen nicht ungefragt durchstrahlt
      • Endgeräte können mit wenig Leistung empfangen und senden, da nur kleine Entfernungen überwunden werden müssen

Alternativen zum WLAN: VLC-Technik

Licht ist das Übertragungsmedium, hier wir auf einer Frequenz zwischen 384 und 789 Terahertz gesendet, unsere Körper sind evolutionär an diese Frequenzen deutlich besser angepasst, als an die Mikrowellen, die über WLAN und 5G versandt werden.

Weitere Alternative: LoRaWAN

Ebenso verwehren sich Städte wie Brüssel, Genf und Florenz der umstrittenen Funktechnologie. Das ist für jede Stadt möglich, die das möchte! Die Gemeinde hat die Planungshoheit. Stichwort: Mobilfunk- Konzept erstellen.

Die Frage generell ist: Welchen vernünftigen Grund gibt es für eine Kommune unkontrolliert Makro- und Kleinzellen-Netze zu betreiben, Standorte von Mobilfunksendeanlagen nicht mitzubestimmen und damit insgesamt ein gesundheitsschädliches Mobilfunknetz zu installieren, wenn es deutlich attraktivere und strahlungsarme Varianten gibt, die den gleichen Komfort bzgl. der Datenübertragung haben, die im Gegenteil mit weniger Strahlung mehr Leistung bieten.

Desweiteren stellt sich die Frage, wenn es möglich ist, aus welchem Grund gehen so wenig Städte diesen Weg? Es geht hier nicht um die Umsetzung von Smart-City ja oder nein, sondern um die ART der Umsetzung. Hier ist sehr viel Gestaltungs- und Diskussionspotenzial.

Arbeitsgruppe Mobilfunkkonzept Eilenburg

Ich gründe dazu eine Arbeitsgruppe, jeder der an dem Thema interessiert ist oder gern mitarbeiten möchte, bitte einfach bei mir melden.

Telefon 7016970 weitere Kontaktdaten im Profil.

Quellen:

Diagnose Funk- Umwelt- und Verbraucherorganisation
Kommunale Handlungsfelder, Ratgeber 4 Diagnose.Funk
Mobilfunk durch gesamträumliche Planung steuern, Heft 13 Diagnose.Funk
5G Fortschritt vs Zerstörung, Artikel von Prof. Dr. Werner Thiede
5. Mobilfunkbericht der Bundesregierung 3.1.2013
(1) Wilke,I.(2018): Biologische und pathologische Wirkungen der Strahlung von 2,45 Ghz auf Zellen, Kognition, und Verhalten, umwelt.medizin.gesellschaft 1/2018
(2) https://www.emf-portal.org.de
(3) Berliner Bienen-Studie FU Berlin „Reception and learning of electric fields in bees“

weitere fundierte Studien:

REFLEX-Studie, https://www.verum-foundation.de/projekte/reflex.html
ATHEM-Report, Forschungsbericht der AUVA-Versicherung

Der Beitrag ist von unserem Mitglied Antje Gredig verfasst und uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt worden.